Carajillo & pain au tomate

Betrunkener Kaffee & Weißbrot, eingerieben mit Tomate und Olivenöl, harmonieren nicht miteinander ...
2016
 

... und doch stammen sie aus der selben Wurzel, aus der katalanischen Erde gewissermaßen. Das ist natürlich schlampig betrachtet, weil wir wissen, das Kaffee in Europa nicht wächst, aber zumindest wird er hier veredelt und deshalb erlauben sich - KatalanInnen ebenso wie ÖsterreicherInnen – ihn als etwas Ureigenes zu betrachten. Außerdem geht es nicht nur um Kaffee allein, sondern um Kaffee, der durch einen Schuss Weinbrand oder Cognac leicht beschwipst ist.

Die Katalanen genießen beides - Carajillo & pain au tomate – gern; auch manchmal innerhalb einer Mahlzeit, aber – weil sie eben nicht miteinander harmonieren – nicht gleichzeitig, auch nicht gleich hintereinander, sondern mit etwas Respektabstand. Denn das eine schmeckt erst dann ungestört, wenn sich das andere am Gaumen ganz verflüchtigt hat. Unerschrockene genießen den Carajillo manchmal schon vormittags, die Meisten auf dem Nachhauseweg nach getaner Arbeit. Man schätzt man ihn aber als auch Digestif, als doppelte Verdauungshilfe nach einem uppigen Mahl.

Pan au Tomate hingegen leitet das Essen in Katalonien ein oder begleitet es. Knuspriges Weiß- oder Halbweissbrot, mit einigen Tropfen guten Olivenöls beträufelt und mit einer sonnengereiften Tomate eingerieben, liegt ganz wunderbar am Gaumen, stillt auch mal den kleinen Hunger zwischendurch, regt ihn aber auch kräftig an, wenn man es als Ouvertüre zu einem ausgiebigen Mittag- oder Abendessen genießt.